Mitte März kam auch bei uns die erforderliche und dennoch überraschende Schließung des Dojos wie ein
erdrückendes Tuch über uns.
Von der Situation getroffen, hieß es nun erstmal wieder alles zu strukturieren und einen Plan zu erstellen.
Ziel: sicheres Karate Training geben
Wie? Na klar: draußen, in Kleingruppen.
Wie soll das funktionieren? Na wie beim Kumite, einzelne Techniken (Schritte) nacheinander lernen
(Gruppeneinteilung), verbessern (grober Ablauf), justieren (Hygienekonzept), und ausbauen
(Trainingskonzept im Freien, ohne Körperkontakt), dann Doppeltechniken (Training mit Hilfsmittel für
Kumite Varianten), ausprobieren (Probetraining mit Trainern), dann ab auf die Tatami (Sportplatz im Tal).
Die Gemeinde Bühlertal hat uns sehr gerne einen tollen Trainingsplatz in idyllischer Hanglage zur
Verfügung gestellt. So haben wir dann mit den ersten Erwachsenen begonnen, anschließend wurden die
Jugendlichen wieder eingebunden, die Kinder einbestellt und dann konnten auch unsere Bonsaigruppen
wieder die ersten kraftvollen Tsukis schlagen lassen. Schritt für Schritt, Stück für Stück, alles in getrennten
Einheiten, an unterschiedlichen Tagen mit toll motivierten und engagierten Trainern.
Eigentlich ist das ja auch unser Ding, uns genau an die Form (wie im Kihon) zu halten und mit stoischer
Disziplin und der entsprechenden Genauigkeit dauerhaft zu trainieren.
Ich war überrascht, wie gerne unsere Bühltertäler Karateka wieder zum Training kamen. Auch der Zugang
mit dem Mundschutz, die markierten Pausenplätze und Trainingspositionen, die verkürzte Trainingszeit und
die äußeren Umstände (teilweise +30 Grad, Dunkelheit), ließen die Motivation unserer freudenstrahlenden
Karateka nicht schwinden. Alle, die sich entschließen zu kommen, sind mit Feuereifer und ganzem Herzen
dabei. Es ist eine Freude Training zu geben und die Schüler in den Kleingruppen mit Abstand, nur verbal zu
verbessern und eine technische Steigerung zu sehen. Wir alle stehen in unseren strahlend weißen (zumindest
vor dem Training) Karategi´s im Schatten der Tannen und verbreiten eine positive Aura im Tal. Wir stehen
wortwörtlich zusammen (wenn auch mit Abstand) und die geliebte Gewohnheit eines schweißtreibenden
Trainings im schönen Schwarzwald macht uns alle glücklich. Endlich wieder einen schmetternden Kiai bei
der fünften Technik rauslassen, das Kime spüren, den kühlenden Lufthauch und den ein oder anderen
staunenden Blick vereinzelter, versteckter Beobachter / Spaziergänger im Nacken zu spüren. Ja, die
Karateka vom Budo-Kai sind wieder voll dabei!
Dieser Esprit in der schwierigen Zeit und sprühende Elan beim Training beschert uns nun sogar einige
Neumitglieder. Angedacht war ein Training um den Mitgliedern wieder „Sicherheit und Kontinuität“ zu
geben, doch auch das Do rückt wieder sehr viel stärker in den Vordergrund.
Nicht der sportliche Aspekt, der Wettkampfgedanke, sondern kreative Ideen, ein Training erfüllend zu
gestalten bereichern unser aller Horizont. Mal eine herausfordernde Standübung, den detaillierten Kata
Ablauf als Schwerpunkt, die Kata (als Koordinationsübung) gegenüberstehend, alle im Kreis(wir bewegen
uns alle parallel, sieht klasse aus und fühlt sich toll an ), oder auch mal als Mixed Team mit Abstand.
Auch das Kihon ist mit einem durch das Tal hämmernden Kiai ein echtes Highlight.
Kumite? Na klar, mit 3m Abstand dazwischen, als Gohon-Variante oder für die Danträger mit
Abstandshaltern im 90 ° Winkel um den fliegenden Schweißtropfen fern zu sein, zum krönenden Abschluß
dann auch mal wieder mit aller Kraft auf die Pratzen hauen um jegliche Überenergie und angestauten Frust
endlich mal wieder raus zu lassen. Ganz egal wie, es ist ein großartiges Gefühl wieder zu trainieren.
Das Karate, unser Karate, ist so vielfältig und bietet so viele Möglichkeiten, um ein tolles Training
anzubieten und selbst in dieser steinigen und nicht sehr leichten Pandemie-Zeit, das Do zu leben. So reifen
und wachsen wir.
Und immer schön dran denken, stark bleiben, weiter trainieren, dann schaffen wir es.
OSS.
Britt Großmann
P.S.: Kumite ist und bleibt genau mein Ding, das kann man im Leben immer gebrauchen